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#001 - Der SCM-Planungsprozess im SAP ERP und dessen Schwachpunkte (Überblick)

Die dargestellte Prozesskette ist eine vereinfachte Darstellung der Funktionen in SAP ECC bzw. SAP S/4 HANA. Sie veranschaulicht die Komplexität der täglich zu lösenden Aufgaben, die hohen Ansprüche an die Integration der Daten beginnend mit den Kundenbedarfen sowie die hohen Ansprüche an Fachwissen und Prozesskenntnisse der Beteiligten. Im Folgendem werden die einzelnen Prozessschritte mit ihren besonderen Problempunkten im SAP ERP besprochen. 

Sales Orders / Requirements

Kundenaufträge und Lieferpläne als Planprimärbedarfe und Basis der Verfügbarkeitsprüfung.

 

SCHWACHPUNKT IM ERP

Die Verfügbarkeitsprüfung, die im Kern nur ein Werk untersucht und bei zeitlichen Schwankungen der verfügbaren Menge in einer Lieferkette schnell an ihre Grenzen kommt.


SOP / Demands & Forecast

Der Absatzplan und die daraus resultierende Bedarfsplanung mit Planprimärbedarfen.

Die Prognose als Basis der Materialbedarfsplanung oder zur Ermittlung von Planprimärbedarfen im Horizont bis mind. ein Jahr in die Zukunft.

 

SCHWACHPUNKT IM ERP

Das technische Design der Prognose im ERP erschwert ein kontinuierliches Monitoring der Ergebnisse auf Fehler, der Absatzplan ist weitestgehend manuell zu erstellen und kaum kollaborativ zu bearbeiten und fehlt praktisch in der Folge als sinnvolle Quelle für die Materialbedarfsplanung und Verfügbarkeitsprüfung.


Material Requirements Planning

Materialbedarfsplanung mit Nettobedarfsermittlung, Stücklistenauflösung, Losgrößenrechnung und Terminierung für alle täglich anfallenden operativen Dispositionsaufgaben.

SCHWACHPUNKT IM ERP

Die Kapazitätsauslastung bei Eigenfertigung kann zwar ermittelt werden, aber die Rückwirkung von Änderungen ist schwer zu realisieren. Alternativ kann SAP APO PP-DS eingebunden werden, das bedeutet aber die Nutzung einer weiteren Schnittstelle, weitere Lizenzgebühren usw. Erst mit S/4 oder durch das PP-DS Add-On in ECC wird durch die Integration von PP-DS sowie des Konzepts des MRP Live wird diese Situation deutlich verbessert.

 


Long-Term Planning

Simulierte Materialbedarfsplanung auf der Basis von Planprimärbedarfen.

SCHWACHPUNKT IM ERP

Bei Fehlen der Planprimärbedarfe für Produkte als Basis der Simulation kann auch nicht simuliert werden.

Die Simulation erfordert einen kompletten Planungslauf, dadurch ist ein schneller Vergleich verschiedener Szenarien in Echtzeit kaum möglich. Ein Vergleich der Profitabilität verschiedener Szenarien wäre nur mit erheblichen Aufwand möglich.

 


Procurement Proposals

Planvorschläge für die Eigenfertigung oder den Einkauf als Ergebnis der Materialbedarfsplanung und deren operative Umsetzung.

 

SCHWACHPUNKT IM ERP

Fehlende Rückwärtsintegration in Situationen, wo der Lieferant die verlangten Mengen nicht bestätigen kann.


Capacity Requirements Planning

Kapazitätsplanung auf der Basis von Planaufträgen der Eigenfertigung und von Fertigungsaufträgen.

SCHWACHPUNKT IM ERP

Ohne PP/DS schwierig zu bedienende, wenig performante Plantafeln.

Keine restriktionsbasierte finite Planung, keine Optimierungsverfahren für die Produktionsplanung.


Einige zusätzliche Problem treten offen zutage: SAP ECC ist in Module eingeteilt, im Laufe der Zeit hat sich dies auch im Handeln der Benutzer niedergeschlagen, der Prozess ist aber hochgradig integrativ zu betrachten. Einige Fragestellungen, wie zum Beispiel die Ermittlung eines optimalen Bestands sind nur unzureichend behandelt, sind aber einige der häufigsten genannten Problemfelder im SCM. Globale Lieferketten mit komplexen Transporten unterliegen ständigen Terminänderungen, die Rückwirkung auf die ERP-Funktionen ist schwierig einzubinden (Beispiel Verzögerung eines Wareneingangs und Auswirkung auf Fertigung und Kundenlieferung).

Im Ergebnis wurden seit Erscheinen von SAP R/3 Release 2.2 (1994) in Tausenden Unternehmen entweder Zusatzprogramme entwickelt, Planungssoftware wie SAP APO oder JDA über Schnittstellen genutzt oder des Planers beliebteste Software EXCEL. Sind Unternehmen mit dieser Situation zufrieden?

Die im Detail folgenden Blog-Artikel untersuchen entlang des ERP-Planungsprozess Schritt für Schritt die Ansätze, wie durch Integration ausgewählter Prozesse in SAP IBP diese Situation iterativ zu verbessern ist. Erfahren Sie mehr in diesen Blog-Artikeln:

  1. Business Case zu einem integrierten Planungsansatz
  2. Werkzeuge und Prozesse zur Ermittlung des Absatzplans im SAP IBP for Demand
  3. Der Dauerbrenner Bestandsoptimierung mit SAP IBP for Inventory
  4. Supply-Chain-Planung mit SAP IBP for Sales and Operations
  5. Funktionale Reaktionen und betroffene Transaktionen im ERP System
  6. Technische und organisatorische Anforderungen der Integration von SCM-Lösungen mit dem ERP System
  7. Roadmap zur Integration